Ich weiß, dass ich Behauptungen wie diese hier ständig aufstelle, aber ich bin mir sehr sicher, dass ich dieses Mal eindeutig richtig liege: Der Titel eines Projekts kommt einem entweder entgegen geflogen oder man verfällt seinetwegen in eine Midlife-Crisis, kauft sich einen Porsche und guckt sein Buch nie wieder an.
Es gibt da keinen Mittelweg.
Meine Güte, da haben wir ja Glück, dass ich mich mal wieder für euch hingesetzt und eine Liste mit endlos vielen hilfreichen Tipps geschrieben habe! Auch wenn ich euch natürlich keinen perfekten Titel vorgeben kann, da eure Werke hoffentlich möglichst individuell und einzigartig sind, solltet ihr mit Hilfe dieser Anleitung wenigstens in der Lage sein, mit eurer Suche nach Porsches aufzuhören.
Wie wichtig ist der Titel?
Ansonsten bin ich ja eher entspannt drauf, was das hier alles angeht, aber nicht dieses Mal.
Der Titel eures Buches ist so ziemlich das Wichtigste, was es überhaupt gibt.
Eine gute Handlung? Pff.
Sympathische Charaktere? Lächerlich.
Nee, nee, Leute, der Titel, der ist es.
Das klingt jetzt nach einem Witz, aber ehrlich: Es gibt kaum wichtigere Marketing-Aspekte als den Namen eures Werkes, abgesehen vom Cover vielleicht. Wenn der Titel uninteressant oder einfach nicht ansprechend ist, habt ihr verloren. Schließlich wird dann kein potentieller Leser auch nur nach dem Klappentext gucken.
Gut, nachdem wir jetzt also alle völlig entspannt sind und keinerlei Druck herrscht, lasst uns fortfahren.
Was sollte ein Titel beinhalten?
Um diese Frage zu beantworten, würde ich mir mit euch mal wieder gerne ein paar Beispiele ansehen, die ich für sehr gelungen halte.
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums, Benjamin Alire Sáenz:
Für den Fall, dass ihr dieses fantastische Buch noch nicht kennt, geht mal kurz einen Schritt zurück und fragt euch, was für ein Gefühl dieser Titel vermittelt. Worum könnte es in dieser Geschichte möglicherweise gehen? (Ihr seid natürlich eingeladen, das auch zu tun, falls ihr das Buch schon kennen solltet.)
Für mich persönlich klingt dieser Name nach etwas Mysteriösem und als suchten die Protagonisten nach einer Art tieferen Erkenntnis, worum auch immer es sich dabei dann handeln könnte. Und siehe da! Das trifft es ziemlich gut.
Alleine die Namen, „Aristoteles“ und „Dante“, müssten den meisten Literatur- und Geschichtsnerds doch schon den Mund wässrig machen. Vielleicht sollte ich aber auch nicht von mir selbst auf andere schließen. Andererseits erinnere ich mich soeben an eine Amazon-Rezension, in der sich jemand doch tatsächlich beschwert hat, dass es in diesem Buch tatsächlich nicht um die großen Männer Aristoteles und Dante geht. Man sollte meinen, er hätte einfach die Beschreibung des Buches lesen können. Nun ja.
Der Titel lässt eine eher realistische Geschichte vermuten, vielleicht einen etwas romantischeren Schreibstil („romantisch“ wie Romantik, die Epoche, nicht den anderen Kram da) und eine Freundschafts- oder Liebeshandlung zwischen den Charakteren Aristoteles und Dante.
Oder zusammenfassend: Der Titel trifft das, was das Buch so an Schwerpunkten beinhaltet, ziemlich genau.
Mysterien/Geheimnisse/Fragen? Check. Tiefe Bindungen? Check. Einen erstklassigen Schreibstil? Check. Aber das mag meine subjektive Ansicht sein.
Wenn ihr nach einem Titel sucht, ist es ratsam, die Schwerpunkte eurer Geschichte herauszufiltern. Was ist wichtig?
Ist es beispielsweise ein bestimmter Charakter?
Frankenstein, Mary Shelley
Dracula, Bram Stoker
Harry Potter (und bla, bla, bla), J.K. Rowling
Oder ist es eine bestimmte Sache/ein bestimmtes Wort, die/das für dieses Buch besonders ist?
Warcross, Marie Lu
Scythe, Neal Shusterman
Auerhaus, Bov Bjerg
Möglicherweise ist es auch ein bestimmtes Symbol, ein bestimmtes Thema, ein bestimmtes Irgendetwas.
Irgendetwas, das euer Buch von anderen abhebt und es einzigartig macht. Das kann auch einfach nur ein schönes Wort sein, das ansatzweise zum Gefühl des Buches passt, wie zum Beispiel bei Everless von Sara Holland. Man spürt irgendwie, dass es etwas mit Zeit zu tun haben könnte, aber viel mehr lässt dieser Titel jetzt nicht durchscheinen, was selbstverständlich vollkommen in Ordnung ist.
Aber ein Tipp: Obwohl ich jetzt quasi nur Bücher mit Ein-Wort-Titeln genannt habe, halte ich es nicht immer für sinnvoll, die zu benutzen. Klar, bei Charakter-Titeln ist es in Ordnung. Einen anderen bekannten Charakter, der zum Beispiel „Frankenstein“ heißt, gab es damals ja schließlich auch nicht. Auch „Warcross“ ist keine Sache, die es gibt, die man googeln und daraufhin ein vernünftiges Ergebnis erhalten könnte.
Betrachten wir jetzt aber zum Beispiel mal das Buch „Rubinrot“ von Kerstin Gier, könnte das Ganze schon schwieriger werden. Ist nicht so, könnte aber sein, wenn man vielleicht ein unbekannter Autor ist, der dann auch noch sein Buch selbst veröffentlicht.
Nehmen wir mal an, ihr veröffentlicht euer erstes Buch unter dem Namen „Sonnenblume“. Wenn man das ohne euren Namen, den viele Leute vielleicht nicht kennen, bei Google eintippt, erhält man gewiss viele Ergebnisse, aber wenn ihr nicht zufällig schon bekannt seid, wird euer Buch dann mit Pech erst auf Seite 420 angezeigt. Und da die meisten alles nach der ersten Seite als Niemandsland abstempeln, habt ihr da schlechte Karten.
Deshalb wäre ich persönlich mit Ein-Wort-Titeln vorsichtig, aber wenn er den Google-Check übersteht, müsste alles supi sein. Immer schön alles überprüfen.
Außerdem ist bei Ein-Wort-Titeln die Gefahr durchaus gegeben, dass es bereits ein bekannteres Buch, einen Film oder gar ein Videospiel mit demselben Namen gibt, was nicht gerade cool ist. Nennt euer Buch bitte nicht „Divergent“ oder sowas. Keine gute Idee.
(Hinweis: Bei buchhandel.de zum Beispiel könnt ihr in der Suchleiste zumindest bereits vorhandene Buchtitel überprüfen. Auch auf Ähnlichkeit.)
In der Kürze liegt die Würze… oder sowas
„Aber hast du dich nicht gerade über kurze Titel beschwert?“, höre ich euch schreien. Und ja. Wie gesagt: Überprüft kurze Titel erstmal.
Insgesamt würde ich aber immer eher zu einem sehr kurzen Titel raten als zu einem sehr langen. Was witzig ist, da ich gerade betont habe, was für ein toller Titel „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ ist. Aber der ist ja jetzt auch nicht unsäglich lang.
Ich meine hier mehr sowas wie meinen liebsten Romance-Comedy-Horrorroman „Luna Cthulhulesmênda’Achrxa entfesselt die sieben Winde von X’xq§y’Vôéxy und die Rosen von T’Chûsmånthlùtlsc’ra“. Einfach nur aneinandergehängte Wortketten, die so gesehen nichts über das Buch verraten. Außer dass es sieben Winde und irgendwelche Rosen gibt.
Außerdem kann man sich den Kram unmöglich merken. Glaubt mir, ich habe es versucht.
Ein Titel sollte eingängig und einfach zu merken sein, damit die Leute sich ihn – na ja – merken können. Ruft euch eure liebsten Bücher ins Gedächtnis und werdet euch bewusst, dass sie vermutlich relativ leicht zu merkende Namen haben. (Bei Reihen, die häufig Untertitel für die einzelnen Teile benutzen, ist das natürlich nochmal eine andere Geschichte.)
Euer Titel sollte den Lesern schon ansatzweise verraten, worum es in der Geschichte gehen wird. Selbst bestimmte Worte wie „Amulett“ lassen zumindest schon einmal auf gewisse Genres schließen.
Steht im Namen eures Buches das Wort „Krieg“ sollte es auch in irgendeiner Weise um einen Krieg gehen. Sei der nun real oder nur metaphorisch.
Bücher mit einer zweiten Person Singular im Titel sind sehr häufig zeitgenössische Liebesgeschichten („P.S. Ich liebe Dich“ von Cecelia Ahern).
Je nach Genre können Buchnamen also sehr verschieden sein, wie man sieht.
Vermittelt einfach in irgendeiner Form durch den Titel, worum es in der Geschichte gehen wird. Ihr kriegt das hin.
Allerdings sollte der Name eures Buches kein Trailer sein, also nicht zu viel verraten. Wenn man anhand des Titels schon genau erkennen kann, was passieren wird, ist das für viele Leser eher unattraktiv.
Aber ich gehe nicht davon aus, dass ihr vor hattet, euer Buch „Luna Cthulhulesmênda’Achrxa besiegt am Ende einen Drachen und rettet die Prinzessin mit Heilmagie“ zu nennen.
Wann solltet ihr den Titel festlegen?
Gute Neuigkeiten: Für diesen Tipp können wir uns wieder ein wenig entspannen. Niemand verlangt von euch, einen endgültigen Namen parat zu haben, wenn ihr noch nicht einmal den ersten Entwurf eures Buches fertig geschrieben habt.
Häufig erkennt man bestimmte Themen, Symbole, Sätze oder Worte auch erst, wenn man den Kram beendet hat.
Natürlich ist es ratsam, fürs Marketing schon einen Titel oder zumindest eine Idee für einen Titel zu haben, damit die Leute euer Buch auch finden können, falls sie es suchen möchten.
Rein theoretisch könnt ihr mit der Betitelung eures Meisterwerkes warten, bis besagtes Meisterwerk fertiggestellt ist und in den Verkauf gehen soll. Klar, wie ich bereits sagte, ist es ein bisschen eher auch schon gut, aber in dieser Hinsicht könnt ihr euch beim Titel wirklich zurücklehnen und lange darüber nachgrübeln, was euch denn nun am besten gefällt.
Aber…
Wie zum Teufel wähle ich denn jetzt tatsächlich einen Titel aus, Blaenk?!
Mein Gott, ganz ruhig. Wir waren doch gerade bei Entspannung.
Okay, es folgt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie ihr zum idealen Titel eures Buches findet.
1) Brainstorming
Jetzt mal ehrlich, ist irgendwer überrascht?
Schreibt erstmal sämtliche Ideen auf, die euch so in den Kopf kommen. Das können schon ganze Titel sein, vielleicht sind es aber auch nur ganz vage Gefühle, die ihr mit dem Namen im potentiellen Leser hervorrufen wollt.
Behaltet die Symbolik und die wichtigsten Aspekte eures Buches im Hinterkopf und haut die auch noch aufs Papier.
Nehmen wir mal „Harry Potter und der Stein der Weisen“ als Beispiel. Das hat jetzt zwar schon einen Namen, aber überlegen wir, was sich sonst noch so angeboten hätte. Was ist – abgesehen vom Stein der Weisen – in diesem Buch sonst noch wichtig?
Hogwarts, die Zauberschule beispielsweise. Magie. Also hätte man den ersten Harry Potter-Teil eventuell auch „Harry Potter und die Zauberschule“ nennen können, wenn man der langweiligste Mensch der Welt sein wollte.
Ihr versteht, was ich meine, richtig?
Schnappt euch die relevantesten und interessantesten Aspekte und überlegt euch, wie ihr die in einen Titel stecken könnt. Außerdem wäre es natürlich noch ganz gut, wenn das Ding dann auch noch gut klingt. Finde ich zumindest.
2) Macht einen Titel draus
Nehmt all eure Ideen, die ihr auch über eine längere Zeit hinweg sammeln könnt, und formt daraus ein paar schöne Titel, die ihr dann alle fein säuberlich aufschreibt.
Das war jetzt recht simpel.
3) Das Auswahlverfahren
Okay. Jetzt nehmt euch all eure schönen Titel und haut die erstmal bei Google rein. Dadurch sollten viele bis alle schon einmal rausfliegen, weil sie schon vergeben sind. Grämt euch nicht, wiederholt einfach die ersten beiden Schritte solange, bis ihr entweder einen oder mehrere gute Titel habt, die diesen Test überstehen.
Daraufhin habt ihr vielleicht schon einen Gewinner, wozu ich euch gratulieren möchte. Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr jetzt noch immer keinen klaren Sieger habt, sondern dass noch ein paar Optionen übrig sind.
Das ist auch kein Problem! Denkt einfach darüber nach, welcher dieser Titel euch am besten gefällt. Und falls euch das nicht weiterhilft, fragt andere Leute. Am besten andere Leute, die ansatzweise Ahnung haben und vorzugsweise auch noch das Genre, in dem ihr schreibt, lesen.
Et voilà! Wenn ihr hier noch lange genug darüber brütet, solltet ihr eines schönen Tages mit einem wunderbaren Titel dastehen. Herzlichen Glückwunsch!
Aber wie verhält sich das alles mit Buchreihen?
Habt ihr einen Stand-alone Roman geschrieben, dann braucht ihr selbstverständlich nur einen einzigen Titel und seid dem entsprechend fertig.
Aber bei Buchreihen ist das alles hier noch nicht vorbei.
Die wenigsten Autoren benennen die einzelnen Bücher ihrer Reihen alle gleich und hauen nur jeweils eine andere Zahl dahinter, weil das halt auch einfach nicht so schön ist.
Heutzutage gibt es zwei beliebte Methoden: Entweder man verwendet für die Reihe einen gleichbleibenden Titel (Wie „Bartimäus“ von Jonathan Stroud oder „Percy Jackson“ von Rick Riordan) und wählt für jedes Buch der Reihe andere Untertitel („Das Amulett von Samarkand“ und „Diebe im Olymp“) oder man benennt jedes Buch der Reihe unterschiedlich, aber ähnlich und gibt dann der gesamten Reihe noch einen Titel.
„Rubinrot“, „Saphirblau“, „Smaragdgrün“ von Kerstin Gier („Liebe geht durch alle Zeiten“).
„Frostkuss“, „Frostfluch“, „Frostherz“, (…) von Jennifer Estep („Mythos Academy“).
„Ich bin die Nacht“, „Ich bin die Angst“, „Ich bin der Schmerz“, (…) von Ethan Cross („Shepherd“-Reihe).
Was ihr mit euren Titeln jetzt genau macht, ist eigentlich so ziemlich euch überlassen. Wobei es natürlich auch in eurem Interesse ist, dass man den zweiten Teil eures Buches dem ersten zuordnen kann, auch ohne den genau zu kennen.
Ein abschließendes Fazit: Nehmt euren Titel nicht zu schrecklich ernst. Ich meine, schon, nehmt ihn bitte ernst und seid euch seiner Wichtigkeit bewusst, aber stresst euch nicht zu sehr. Wenn ihr es geschafft habt, euch eine ganze Geschichte auszudenken, lasst ihr euch ja wohl nicht von so einem lausigen Titelchen aufhalten.
Eine Zusammenfassung für Besucher der vierten Terrasse des Läuterungsberges
- Wie wichtig ist der Titel?
- Extrem wichtig. Danke für die Aufmerksamkeit.
- Was gehört rein?
- Der Name des Buches sollte etwa widerspiegeln, was in der Geschichte besonders wichtig ist
- Sucht nach besonderen Worten, Symbolen, Charakteren, Themen &c, die euer Buch einzigartig machen, und verpackt die
- Ein-Wort-Titel können gefährlich sein, weil sie schwer zu googeln sein könnten, falls der Name des Buches einfach nur ein normales, alltägliches Wort (Beispiel: „Sonnenblume“) oder bereits vergeben ist
- Lange Titel sind für Loser
- Der Name des Buches sollte eingängig und leicht zu merken sein
- Von daher ist hier ein etwas kürzerer Name eventuell angebrachter als ein etwas längerer
- Der Name sollte ansatzweise vermitteln, worum es in der Geschichte so geht
- Kein Druck: Bis zur Fertigstellung des ersten Entwurfs eures Buches müsst ihr auf jeden Fall noch keinen Titel haben
- Das Auswahlverfahren
- Das Brainstorming: Sucht alle Symbole, Themen und anderen wichtigen Aspekte eures Buches heraus und schreibt die auf. Schreibt außerdem noch andere Ideen auf, die ihr habt
- Das Formen: Aus diesen groben Ideen formt ihr daraufhin ganz viele tolle Titel-Ideen
- Die Auswahl: Sucht all eure Ideen bei Google und schaut, ob sie schon vergeben sind (an andere Bücher oder Filme oder Videospiele oder, oder, oder) und sucht euch dann aus den übrig gebliebenen Titeln einen aus
- Buchreihen
- Buchreihen brauchen natürlich für jedes einzelne Buch einen Namen, aber man sollte erkennen können, dass die Teile zusammengehören
- Der „Percy Jackson“: Einen gleichbleibenden Titel für alle Bücher der Reihe, aber einen einzigartigen Untertitel für jedes einzelne
- Der „Edelstein-Trilogie“: Jedes Buch der Reihe heißt unterschiedlich, aber die Namen lassen sich leicht miteinander in Verbindung setzen